Vorfälligkeitszinsen sind das Schreckgespenst eines jeden Kreditnehmers. Viele sehen sich zum ersten Mal damit konfrontiert, wenn sie ihr Darlehen vor Ablauf der Vertragslaufzeit beenden möchten.
Aktuell streben beispielsweise viele eine lukrative Umschuldung an. Diese wird jedoch oftmals von einer teuren Entschädigungsforderung seitens der Banken zunichte gemacht.
Wie hoch darf eine Vorfälligkeitsentschädigung sein? Welche Kriterien treiben die Summe in die Höhe? In diesem Ratgeber erfahren Sie, worauf die Berechnung der Entschädigung bei einem vorzeitigen Ende des Darlehens basiert.
Kurz & knapp: Informationen zur Höhe der Vorfälligkeitsentschädigung für Schnellleser
Wichtig ist in diesem Zusammenhang vor allem die Höhe der Restschuld. Je größer der noch zu zahlende Betrag ist, umso mehr müssen Sie als Entschädigung an die Bank zahlen.
Kündigen Sie einen Ratenkredit innerhalb der Zinsbindung, fällt eine Vorfälligkeitsentschädigung in Höhe von maximal 1 % der Restschulden an.
Bei der vorzeitigen Kündigung einer Baufinanzierung ist die Höhe des Vorfälligkeitsentschädigung schwieriger zu berechnen und nicht gedeckelt. Einflussfaktoren sind unter anderem die vereinbarte Restlaufzeit sowie die Restschuld.
Rechner aus dem Internet können einen guten Überblick verschaffen. Hier finden Sie unseren Rechner, mit dem Sie ermitteln können, wie hoch die Entschädigung ausfallen könnte. Die genaue Höhe können jedoch nur Experten berechnen.
Inhalt
Ermitteln Sie die Höhe der Vorfälligkeitsentschädigung mit unserem Rechner
Wie hoch ist die Vorfälligkeitsentschädigung bei kleinen Krediten?
Darlehen, die nicht grundpfandrechtlich abgesichert werden, heißen auch Raten- oder Verbraucherkredite. Aufgrund der vergleichsweise kleinen Summen verlangen Banken in der Regel wenige Sicherheiten für die Kreditvergabe – meist abgesehen von einem positiven SCHUFA-Score und einem regelmäßigen Einkommen.
Beenden Kreditnehmer einen Ratenkredit innerhalb der Zinsbindung, darf die Höhe der Vorfälligkeitszinsen maximal 1 % der noch offenen Darlehenssumme betragen. Die Berechnung ist also leicht.
Unter Umständen gilt eine noch strengere Deckelung der Höhe der Vorfälligkeitsentschädigung: Wie hoch diese sein darf, hängt von der restlichen Vertragslaufzeit ab. Unterschreitet diese ein Jahr, ist nur 0,5 % der Restschuld fällig.
Wie hoch ist die Vorfälligkeitsentschädigung bei Hypotheken und Immobiliendarlehen?
Eine Baufinanzierung – etwa eine Hypothek oder ein Immobilienkredit – vergibt eine Bank meist nur dann, wenn sie einen Grundpfand an dem finanzierten Objekt als Sicherheit bekommt.
Rechtlich gesehen handelt es sich bei diesen Darlehen also um grundpfandrechtlich abgesicherte Kredite.
Für diese existiert keine gesetzliche Deckelung für die Höhe der Vorfälligkeitsentschädigung. Gewisse Regeln, an die sich die Bank halten muss, gibt es aber doch. Auf diese gehen wir im Folgenden ein.
Verkauf der Immobilie oder Umschuldung? Die Höhe der Vorfälligkeitsentschädigung hängt davon ab
Im Recht wird zwischen zwei Situationen unterschieden:
- die vorzeitige Kündigung aus berechtigtem Grund
- der vorzeitige Abbruch ohne berechtigte Gründe
Die die die Vorfälligkeitsentschädigung betreffende Höhe hängt davon ab, aus welchen Gründen die vertraglich zugesicherte Zinsbindung nicht eingehalten wurde.
Liegt ein berechtigter Grund vor – etwa ein Hausverkauf – muss die Berechnung der Bank genauen Kriterien folgen. Der Schadensersatz muss in dem Fall für die entstandenen Verluste des Kreditgebers aufkommen – darüber hinaus darf kein Geld verlangt werden.
Eine Umschuldung hingegen ist laut Gesetz kein rechtfertigender Grund. In diesem Fall darf die Bank ein Vorfälligkeitsentgelt in beliebiger Höhe festlegen – solange der Betrag nicht sittenwidrig ist.
Es lohnt sich in beiden Fällen, die Forderung der Bank von einem Experten überprüfen zu lassen. Auch Rechner aus dem Internet können Ihnen ein Gefühl dafür vermitteln, ob Ihr Kreditgeber unter Umständen eine zu hohe Summe verlangt.
Die Zinsentwicklung treibt die Vorfälligkeitszinsen in die Höhe
Seit 2010 kannte die Zinsentwicklung in Deutschland nur eine Richtung: Abwärts! Dieser Umstand erfreute viele Kreditnehmer, welche Darlehen zu Spitzenkonditionen bekamen.
In diesem Zusammenhang ist Folgendes wichtig: Die Höhe der Vorfälligkeitsentschädigung hängt maßgeblich von der Entwicklung der Zinsen seit dem Vertragsschluss ab.
Je stärker der Zinsverfall in diesem Zeitraum, desto höher ist die Forderung der Bank.
Dies erklärt sich daraus, dass die Vorfälligkeitsentschädigung nicht nur für die Kosten der Banken aufkommen soll, sondern auch für entgangene Gewinne. Die Differenz zwischen den damaligen Zinsen und denen zum Zeitpunkt der Kündigung des Darlehens spielt daher eine entscheidende Rolle.
2016 sank der europäische Leitzins auf 0. Wenn Sie Ihr Darlehen vorzeitig kündigten, entstanden Ihrer Bank also hohe Kosten.
Seit Mitte 2022 steigen die Zinsen wieder – unter anderem ausgelöst durch die hohe Inflation in der EU. Ob sich eine Umschuldung Ihrer Baufinanzierung unter diesen Umständen für Sie lohnt, sollten Sie genau durchrechnen.