Bei einer schlechten Bonität und zu vielen SCHUFA-Einträgen verweigern Banken potenziellen Kunden meist die Kreditaufnahme. Vielen bleibt nur ein Ausweg, um kurzfristig an Geld zu kommen: Sie nehmen ein Darlehen von einem privaten Geldgeber auf. Oftmals zahlen sie dafür hohe Zinsen.
Gelten hier dieselben Regeln wie bei Verbraucherdarlehen mit einer Bank? Fällt eine Vorfälligkeitsentschädigung an, wenn Sie einen Privatkredit vorzeitig ablösen? In diesem Ratgeber finden Sie entsprechende Informationen und erfahren, welche Nachteile ein Privatdarlehen haben kann.
Beachten Sie: Dieser Artikel behandelt Kredite, welche von privat an privat vergeben werden. Auch Verbraucherdarlehen mit Banken werden bisweilen als Privatkredite bezeichnet. Diese sind jedoch nicht Gegenstand dieses Ratgebers.
Kurz & knapp: Informationen zur Vorfälligkeitsentschädigung beim Privatkredit für Schnellleser
Aufgrund der Vertragsfreiheit in Deutschland kann eine Vorfälligkeitsentschädigung auch beim Privatkredit fällig werden – allerdings ist dieser Fall eher selten.
Lassen Sie sich auf einen Privatkredit ein, verspielen Sie Ihren Verbraucherschutz. Ein Privatdarlehen stellt, im Gegensetz zum herkömmlichen Kredit, ein hohes Risiko für Kreditgeber und -nehmer dar.
Nein, möchten Sie eine Baufinanzierung abschließen, sollten Sie einen Kredit bei einer Bank vorziehen.
Inhalt
Privatkredit und Vorfälligkeitsentschädigung: Rechtliches
Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) regelt im Detail, welche Bedingungen und Verhaltensweisen für beide Vertragspartner eines Verbraucherkredits gelten. Dadurch genießen insbesondere private Kreditnehmer einen gewissen Schutz gegenüber ihrer Bank.
Dieser Verbraucherschutz gilt jedoch nur für Darlehen, welche mit einem gewerblichen Part – also etwa einer Bank – abgeschlossen wurden.
Die Vertragsfreiheit in Deutschland
Verträge, welche zwischen zwei Privatpersonen geschlossen werden, unterliegen hierzulande gemäß Grundgesetz (Artikel 2, Absatz 1 GG) der sogenannten Vertragsfreiheit.
Das bedeutet, dass die Vertragspartner frei bestimmen können, was in einem Privatkreditvertrag steht. Dies betrifft sowohl die Höhe der Zinsen als auch alle anderen Modalitäten für den Kredit. So können Sie sich mit Ihrem Geldgeber darauf einigen, eine Vorfälligkeitsentschädigung zahlen zu müssen, wenn Sie den Privatkredit vorzeitig ablösen – zwingend nötig ist dies aber nicht.
Aufgrund der Entscheidungsfreiheit können Sie ebenfalls ausgefallene und unregelmäßige Rückzahlungsmodelle vereinbaren.
Der Vertragsfreiheit sind allerdings auch Grenzen gesetzt: Verstößt ein Vertrag gegen geltendes Recht oder die guten Sitten, ist er nicht gültig. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn der Kreditgeber für die vorzeitige Rückzahlung des Darlehens eine unverhältnismäßig hohe Vorfälligkeitsentschädigung verlangt. Dies zu entscheiden, obliegt allerdings einem Gericht.
Die Berechnung der Vorfälligkeitsentschädigung beim Privatkredit
Anders als eine Bank muss ein privater Darlehensgeber keinen festgelegten Regeln folgen, wenn der Darlehensnehmer für den Kredit eine vorzeitige Kündigung ausspricht.
Die Höhe der Vorfälligkeitsentschädigung für den Privatkreditkann in diesem Fall vorab als „Vertragsstrafe“ festgehalten werden. Es ist aber auch möglich, einen variablen Schadensersatz zu vereinbaren.
In letzterem Fall darf die Entschädigung nicht mehr als den doppelten Betrag einer korrekt berechneten Entschädigung, die sich unter anderem anhand Zinsen, Laufzeit und Restschuld errechnet, betragen.
Die Nachteile beim Privatkredit: Häufig keine Vorfälligkeitsentschädigung, aber hohe Risiken
Laut Gesetz muss für ein privates Darlehen kein schriftlicher Vertrag aufgesetzt werden – ein mündlicher würde ausreichen. Dennoch ist dringend zu empfehlen, die Vereinbarungen – etwa zur Vorfälligkeitsentschädigung für den Privatkredit – schriftlich festzuhalten und von einem Experten überprüfen zu lassen.
Über Darlehensnehmern schwebt beim Privatkredit jedoch die ständige Gefahr, dass der Geldgeber den Vertrag kündigt und die Restschuld auf einen Schlag zurückverlangt. Hiergegen können sich Kreditnehmer nur schwer wehren. Einer Bank ist diese Möglichkeit dank Verbraucherschutz nicht gegeben.
Auch das Widerrufsrecht für Verbraucher fällt beim Privatkredit weg. Es empfiehlt sich aufgrund dieser Fakten, einen Kredit von privat nur für kurzfristige Finanzierungen zu verwenden. Langfristige Darlehen sollten bei einer seriösen Bank aufgenommen werden.
Eine Baufinanzierung als Privatkredit?
Können Privatdarlehen manch einem über eine schwierige Zeit hinweg helfen oder einen schönen Urlaub ermöglichen, sollten Sie jedoch von einer privaten Baufinanzierung absehen. Lassen Sie sich nicht davon blenden, dass vielleicht keine Vorfälligkeitsentschädigung für den Privatkredit anfällt.
Bei der Immobilienfinanzierung werden in der Regel ausnehmend hohe Summen verliehen, welche oftmals über mehrere Jahrzehnte hinweg abbezahlt werden. Sie binden sich also lange an den privaten Kreditgeber.
Dabei fungiert die finanzierte Immobilie meist als Sicherheit – also als Pfand – für den Kredit. Während Banken in diesem Zusammenhang an enge Handlungsspielräume gebunden sind, können Privatpersonen deutlich freier agieren.
So können Banken das finanzierte Objekt nur dann zwangsversteigern, wenn der Darlehensnehmer mit mehreren aufeinanderfolgenden Raten und einer gewissen Summe im Rückstand ist. Bei einem Privatkredit ist dieser Schutz nicht garantiert.