Eine Vorfälligkeitsentschädigung soll für den Schaden aufkommen, welche einer Bank bei einem Vertragsbruch durch einen Darlehensnehmer entstehen. Setzt dieser beispielsweise eine Umschuldung innerhalb der Zinsbindung durch, entgehen der Bank aufgrund der vorzeitigen Rückzahlung Raten, mit welchen sie fest gerechnet hat.
Doch wie hoch darf der Schadensersatz sein? Meist handelt es sich bei Kreditverträgen um Verbraucherdarlehensverträge, welche zwischen einer privaten und einer gewerblichen Partei geschlossen werden. Gelten hierfür besondere Regelungen?
Kurz & knapp: Informationen zur Vorfälligkeitsentschädigung bei Verbraucherdarlehen für Schnellleser
Das Recht unterscheidet zwischen zwei Arten von Verbraucherkrediten: Immobiliar-Verbraucherdarlehen sind mit einem Grundpfand abgesichert, allgemeine Verbraucherdarlehen hingegen nicht. Dies besagt § 491 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB), wie Sie hier nachlesen können.
Bei Verbraucherdarlehen wird eine Vorfälligkeitsentschädigung bei einer vorzeitigen Kündigung fällig.
Wie hoch die Vorfälligkeitsentschädigung bei Verbraucherkrediten ist, hängt bei Verbraucherdarlehen vom Vertragstyp ab. Beim allgemeinen Verbraucherkreditvertrag, also einem herkömmlichen Ratenkredit, ist sie auf maximal 0,5 bzw. 1 Prozent der Restschuld begrenzt.
Inhalt
Wie hoch ist die Vorfälligkeitsentschädigung bei einem Darlehen? Berechnen Sie es hier!
Allgemein- oder Immobiliar-Verbraucherdarlehen? Unterschiede im Recht
Wie ist es um die Vorfälligkeitsentschädigung bei Verbraucherdarlehen bestellt? Es kommt darauf an, um welche Art von Darlehen es sich genau handelt. Die Richtlinien zu Verbraucherdarlehen sind im § 491 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) festgehalten:
(1) […] Verbraucherdarlehensverträge sind Allgemein-Verbraucherdarlehensverträge und Immobiliar-Verbraucherdarlehensverträge.[…]
(2) Allgemein-Verbraucherdarlehensverträge sind entgeltliche Darlehensverträge zwischen einem Unternehmer als Darlehensgeber und einem Verbraucher als Darlehensnehmer.[…]
(3) Immobiliar-Verbraucherdarlehensverträge sind entgeltliche Darlehensverträge zwischen einem Unternehmer als Darlehensgeber und einem Verbraucher als Darlehensnehmer, die
1. durch ein Grundpfandrecht oder eine Reallast besichert sind oder
2. für den Erwerb oder die Erhaltung des Eigentumsrechts an Grundstücken, an bestehenden oder zu errichtenden Gebäuden oder für den Erwerb oder die Erhaltung von grundstücksgleichen Rechten bestimmt sind.[…]“
Eine Vorfälligkeitsentschädigung fällt bei beiden Arten von Krediten an, wenn ein Darlehensnehmer eine vorzeitige Rückzahlung vornimmt. Allerdings variiert die Höhe des Schadensersatzes je nachdem, welche Sorte Vertrag gebrochen wurde.
Im Folgenden erfahren Sie, wie die Berechnung der Vorfälligkeitsentschädigung bei Verbraucherdarlehen funktioniert.
Berechnung der Vorfälligkeitsentschädigung bei einer vorzeitigen Rückzahlung des Ratenkredits
Allgemeine Verbraucherdarlehen werden ebenfalls als „Ratenkredit“ bezeichnet. Dieser umfasst in der Regel vergleichsweise geringe Summen – daher können Banken auf gewisse Sicherheiten verzichten. Möchten Sie einen solchen Verbraucherkredit vorzeitig – also innerhalb der Zinsbindung – beenden, steht Ihrer Bank eine Vorfälligkeitsentschädigung zu.
Je nachdem, wie lange der Vertrag noch regulär laufen müsste, fällt die Vorfälligkeitsentschädigung für den Verbraucherkredit unterschiedlich hoch aus (§ 502 BGB):
- Beträgt die restliche Laufzeit von mehr als ein Jahr, darf die Höhe der Vorfälligkeitsentschädigung 1 Prozent der Restschuld nicht übersteigen.
- Bei einer Restlaufzeit von unter einem Jahr darf eine Bank nicht mehr als 0,5 Prozent der noch zu zahlenden Summe als Entschädigung verlangen.
Obwohl die außerplanmäßige Zahlung für Darlehensnehmer ärgerlich ist, hält sich Höhe des Betrags durch die gesetzliche Deckelung in Grenzen.
Grundpfandrechtlich abgesicherte Darlehen: Teure Entschädigungen
§ 502 BGB legt allerdings keine Begrenzung der Höhe der Vorfälligkeitsentschädigung beim Immobiliar-Verbraucherkredit fest. Eine genaue Berechnung all jener Schäden, welche der Bank durch die vorzeitige Kündigung entstehen, ist daher notwendig.
Die ermittelte Summe erreicht nicht selten fünf- oder sechsstellige Beträge. Diese sind vom Darlehensnehmer zu zahlen.
Allerdings sollten Sie die Forderung der Bank überprüfen lassen, bevor Sie diese zahlen. Die genaue Berechnung ist kompliziert anzustellen – nicht selten schleichen sich Fehler ein.
Können Sie Vorfälligkeitsentschädigung beim Verbraucherdarlehen umgehen?
Beenden Sie Ihren Kreditvertrag mit gebundenem Sollzins 10 Jahre nach der Auszahlung der Summe, können Sie von einem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen.
Gemäß § 489 BGB darf eine Kündigung nach 10 Jahren keine Entschädigungsforderung seitens der Bank nach sich ziehen.
Sie können die Vorfälligkeitsentschädigung für ein Verbraucherdarlehen auch umgehen, wenn Ihr Vertrag eine fehlerhafte Widerrufsbelehrung enthält. In diesem Fall brauchen Sie Ihren Kredit nicht zu kündigen, sondern können ihn widerrufen und dabei viel Geld sparen.
Hierfür ist es allerdings ratsam, einen versierten Anwalt zur Hilfe zu nehmen. Viele Banken weigern sich nämlich zu Beginn, einen Widerruf zu akzeptieren.