Wie funktioniert der Widerruf beim Bausparvertrag?

Ein Bausparvertrag ist eine sichere Möglichkeit, an eine Baufinanzierung zu gelangen. Einerseits können Bausparer zwar mitunter erst nach Jahren auf die Darlehenssumme zugreifen, andererseits sichern sie sich jedoch attraktive Zinsen.

Doch die Langwierigkeit der Kreditaufnahme beim Bausparvertrag liegt nicht jedem. Kaum abgeschlossen, möchte manch ein Ungeduldiger den Vertrag schon wieder rückgängig machen und einen gewöhnlichen Kredit aufnehmen.

Neben der Kündigung ist in der Tat auch ein Widerruf beim Bausparvertrag möglich. Unter welchen Umständen Sie Ihre Bauspardarlehen rückabwickeln können, welche Bedingungen dabei gelten und wie Sie das entsprechende Schreiben formulieren, erfahren Sie in diesem Ratgeber.

Schritt für Schritt zum Widerruf von Ihrem Bausparvertrag

Das Widerrufsrecht soll Privatpersonen schützen, die Verträge mit gewerblichen Anbietern schließen, welche sich naturgemäß deutlich umfassender mit der Materie auskennen. Dieser besondere Verbraucherschutz ist im Paragraph 355 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) verankert.

Dieser hält fest, dass ein Widerruf – etwa von einem Bausparvertrag – dazu führt, dass alle Abmachungen des geschlossenen Vertrags nicht mehr gültig sind. Die getroffene Vereinbarung wird null und nichtig.

Dabei steht lediglich dem Verbraucher ein Widerrufsrecht zu: Der Unternehmer ist von dem Moment der Unterschrift an an den Vertrag gebunden.

Beim Widerruf von einem Bauspardarlehen gelten laut BGB folgende Bedingungen:

• Die Widerrufsfrist beträgt 14 Tage nach Vertragsschluss.
• Es reicht aus, das Widerrufsschreiben innerhalb der Frist abzusenden.
• Sie müssen keine Begründung für den Widerruf von Ihrem Bausparvertrag abgeben.
• Die Bekundung des Widerrufs muss unmissverständlich und klar formuliert sein.

Die Vereinbarungen im Bausparvertrag dürfen die im BGB genannte Frist nicht verkürzen. Es steht den Vertragspartnern allerdings frei, eine längere Widerrufsfrist festzusetzen. Überprüfen Sie Ihr Vertragsdokument diesbezüglich.

Ist beim Widerruf von einem Bausparvertrag eine Abschlussgebühr zu zahlen?

Bausparkassen verlangen für den Abschluss eines Vertrags eine sogenannte „Abschlussgebühr“. Die Höhe dieses Betrags hängt von der Bausparsumme ab. Üblich sind Gebühren in Höhe von 1 bis 1,6 %.

In der Regel bezahlen Bausparer diesen Betrag, indem sie der Bausparkasse ein Lastschriftmandat erteilen. Wird für das entsprechende Bauspardarlehen allerdings ein Widerruf eingereicht, darf die Bank – anders als bei einer Kündigung – keine Abschlussgebühr verlangen. Da der Vertrag gewissermaßen nichtig wird, fand kein Abschluss statt. Eine Forderung zur Begleichung der Gebühren entbehrt in diesem Fall also einer rechtlichen Grundlage.

Möchten Sie einen Widerruf bei Ihrem Bausparvertrag durchführen, sollten Sie dabei ebenfalls das Lastschriftverfahren widerrufen.

Kein Widerrufsjoker für den Bausparvertrag?

Bausparer müssen bei Vertragsschluss über ihre Widerrufsrechte informiert werden. Ihre Bausparkasse ist daher verpflichtet, Ihnen eine Widerrufsbelehrung zusammen mit dem Vertrag auszuhändigen. Ist diese nicht korrekt verfasst, erfüllt der Unternehmer seine Pflichten nicht.

Bis Juni 2016 konnten die Besitzer einer solchen fehlerhaften Widerrufsbelehrung ihren Bausparvertrag noch nach Jahren widerrufen. Doch der sogenannte „Widerrufsjoker“ wurde durch ein Bundesgesetz am 21. Juni 2016 ausgehebelt.

Durch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom 26. März 2020 (Az.: C-66/19) änderte sich die Gesetzeslage aber wieder. Denn die Richter in Luxemburg sind der Meinung, dass die Widerrufsfrist in Kreditverträgen klar und prägnant formuliert sein muss. Meist enthalten die Verträge für Immobilienkredite aber nur Verweise auf Paragraphen, die Informationen zur Frist enthalten. Für Verbraucher ist dies meist nur schwer verständlich.

Doch was bedeutet das Urteil für den Widerruf beim Bausparvertrag? Durch das Urteil lassen sich Privatkredite für Immobilien, die zwischen dem 11. Juni 2010 und dem 21. März 2016 geschlossen wurden, ggf. noch rückabwickeln. Lassen Sie dies am besten durch einen fachkundigen Anwalt prüfen. 

Einen Bausparvertrag widerrufen: Dank Muster kein Problem!

Möchten Sie Ihr Bauspardarlehen widerrufen, sind schnelle Handlungen gefragt. In der Regel haben Sie lediglich 14 Tage Zeit, um die Entscheidung zu treffen und durchzusetzen. Haben Sie sich zum Widerruf von Ihrem Bausparvertrag durchgerungen, können Sie gerne unser Widerrufsschreiben als Formulierungshilfe nutzen.

Bedenken Sie jedoch: Ein solches Muster sollten Sie nie ungeprüft nutzen. Es handelt sich hierbei lediglich um eine Vorlage, die der Veranschaulichung dient. Passen Sie es außerdem stets an Ihren speziellen Fall an.

Gerne können Sie dieses Muster als PDF oder Word-Dokument herunterladen:

Möchten Sie auf Nummer sicher gehen, versenden Sie das Schreiben als Einschreiben mit Postzustellungsurkunde. Auch eine Übergabe vor Zeugen oder ein Empfängerbekenntnis sind vor Gericht unanfechtbar. Ein gewöhnliches Einschreiben mit Rückschein reicht für gewöhnlich aus – im Falle eines Prozesses hat es allerdings keine eindeutige Beweiskraft.

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Über den Autor

Bernd V.

Bernd hat eine abgeschlossene Ausbildung als Einzelkaufmann und arbeitete mehrere Jahre im Elektrofachhandel. Anfang 2020 stieß er zum Team von vorfaelligkeitsentschaedigung.net und arbeitet seitdem für uns als Redakteur. Er schreibt vor allem übers Finanzrecht und gibt Ratschläge zu Darlehen und Kreditverträgen.

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